Bürstadt. Für einen langjährigen
Anhänger des Fußballvereins 1. FC Kaiserslautern gibt es wohl
nichts Schöneres: Der eigene Sohn trägt das Trikot der Roten
Teufel vom Betzenberg. Für den Bürstädter Markus Keilmann, der
dem FCK seit mehr als 30 Jahren die Daumen drückt, ist das
Realität. Er nimmt es nicht ohne Stolz zur Kenntnis, dass sein
Sohn Chris zu den hoffnungsvollen Nachwuchstorhütern seines
Lieblingsvereins zählt. Der 16-Jährige steht bereits seit 2004
beim ehemaligen Renommierklub aus der Pfalz im Tor. Die
laufende Runde ist dabei wohl seine bislang erfolgreichste.
Seit Saisonbeginn spielt die Lauterer U 17 mit Keilmann in der
neugegründeten dreiteiligen Bundesliga, hat sich dort die
Tabellenführung erobert. Chris ist außerdem Stammtorhüter der
Südwestauswahl und gehört dem erweiterten Kader der
Jugend-Nationalmannschaft seiner Altersklasse an.
Warum sollte Keilmann also nicht ein ganz Großer in der
Torwartszene werden? Der Bürstädter ist zurzeit 1,83 Meter
groß und von robuster Statue. "Es fehlt mir nicht leicht, zu
beschreiben, wo Chris stark und wo er weniger gut ist. Fakt
ist, viele Schwächen kann er sich nicht erlauben",
unterstreicht Markus Keilmann, dass sein Sohn einem gewissen
Konkurrenzdruck unterliegt.
Gegen FCK fünf Strafstöße pariert
Dass er als Torwart seine Leistung bringt, dafür sorgt nicht
zuletzt Garry Ehrmann. Der ehemalige Profi ist Torwarttrainer
der ersten Mannschaft, kümmert sich aber auch um die der A-
und B-Junioren. Dabei ist es Keilmann gewöhnt, harte Trainer
zu haben. Als er noch beim FV Hofheim spielte, war es Ringo
Hercegovac, der mit intensiven Übungseinheiten dafür sorgte,
dass Chris so wenig Bälle wie möglich durchließ. Herauslaufen,
akrobatische Übungen auf der Linie, Wegfausten und Fangen von
schweren Bällen. Das zählt alles zu Hercegovacs Torwartkur,
mit dem er in den 1990er Jahren auch Timo Hildebrand auf
größere Aufgaben vorbereitete.
Als er mit dem FV Hofheim an einem Hallenturnier in Bensheim
teilnahm, machte Chris auf sich aufmerksam, weil er alle fünf
Siebenmeter des FCK hielt. Der Scout des Bundesligisten wollte
zwar Kontakt mit ihm aufnehmen, unterlag allerdings dem
Trugschluss, Keilmann würde in Hofheim am Taunus spielen. Als
das Missverständnis ausgeräumt war, kam die Einladung zum
Probetraining an. Nun hat er sich, diverse Ausstiegsklauseln
einmal ausgenommen, bis zum Ende seiner A-Jugendzeit an den
früheren deutschen Meister gebunden. "Ich habe meinem Sohn
klar gemacht, dass es nur dann Sinn macht, nach Lautern zu
gehen, wenn er zu 100 Prozent mitzieht. Bislang gab es keine
Klagen", berichtet Markus Keilmann.
Ohne die Unterstützung seiner Familie hätte es Chris nicht
einfach. Bis zu fünf Mal pro Woche muss er chauffiert werden.
Immerhin hat der Verein in Frankenthal einen Abholservice
eingerichtet, sodass er von seinen Eltern "nur" in die
Vorderpfalz gefahren werden muss. Wichtig ist aber auch, dass
die Eltern ihren Sprössling bei den Spielen unterstützen. "Die
Jahresfahrleistung meines Pkw beläuft sich auf 35 000 bis 40
000 Kilometer", verdeutlicht der Vater. Unterstützung erfährt
Keilmann auch von anderer Seite. "Die Trainings- und
Spieltermine des FCK sind auf die Schulferien in
Rheinland-Pfalz abgestimmt und nicht auf die in Hessen.
Deshalb fehlt Chris öfter mal in der Schule. Die Bürstädter
Realschule hat sich bei Freistellungen immer sehr kooperativ
gezeigt", freut sich Markus Keilmann. Was Chris Keilmann nach
seiner Schulzeit macht, weiß er noch nicht. "Es hat keinen
Sinn, sich nur auf den Fußball zu konzentrieren. Wer weiß, ob
ich damit je Geld verdienen kann", gibt sich der 16-Jährige
realistisch. Den Traum von der großen Torwartkarriere träumt
Chris dennoch: "Ich hätte nichts dagegen einzuwenden, später
mal im Ausland zu spielen. Aber natürlich ist das ein sehr
weiter Weg." hias
Südhessen Morgen
30. April 2008
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