TVL Juniorenabteilung (14.11.13) – Kreisfußballverband zeichnet Tobias Kleiner vom TV Lampertheim mit dem Ehrenamtspreis aus

Es ist nicht einfach, mit Tobias Kleiner einen Termin zu vereinbaren. Einerseits ist der 25-jährige berufstätig. Als Erzieher bei der Schulkindbetreuung Tintenklecks in Biblis hat er eine 39-Stunden-Woche. Nebenher – und man fragt sich tatsächlich, wie all das nebenher gehen soll – trainiert er beim TV Lampertheim die B-Jugend, ist er Koordinator für Großfeldmannschaften, Schiedsrichter, Mitglied im Jugendausschuss des Fußballkreises und Kreisreferent für Schulfußball. Und, das hätte er selbst fast vergessen, er gibt Nachhilfe. Als Selbstständiger im Nebenerwerb und für Spieler des TV Lampertheim.

„Das Pensum, das Tobias leistet, ist enorm“, sagt Jörg Ballweg, Ehrenamtsbeauftragter des Fußballkreises Bergstraße. Der große Umfang und die Konstanz des Engagements haben ihn und Kreisfußballwart Reiner Held überzeugt. Deshalb wählten sie ihn zum diesjährigen Ehrenamtspreissieger des Kreises in der Kategorie „Junges Ehrenamt“. 13 Vorschläge für 20- bis 30-Jährige, die in den vergangenen drei Jahren ehrenamtlich tätig waren, gingen für diese Auszeichnung ein. „Alle davon leisten viel, aber Tobias ragte deutlich heraus und so war die Entscheidung schnell klar“, sagt Ballweg im „SHM“-Gespräch.

Zweimal pro Woche trainiert Tobias Kleiner die B-Jugend des TV Lampertheim. Zusätzlich ist er als Schiedsrichter, Großfeldkoordinator, Kreisreferent für Schulfußball und im Jugendausschuss des Fußballkreises aktiv. (Bild.Nix)

Tobias Kleiner ist kein schüchterner Typ, er erzählt offen, in welchen Bereichen er sich engagiert. Er klingt dabei nicht überheblich, auch wenn er zugibt: „Der zeitliche Aufwand ist groß.“ Doch die Arbeit mit den Jugendlichen mache ihm Spaß. Und beim TVL gebe es nicht nur einen Jugendleiter. „Wir haben es auf mehrere Schultern verteilt, das macht es einfacher, schließlich muss man die Last nicht alleine tragen.“

So sei er zusammen mit Giovanni Antonucci Koordinator für die Großfeldmannschaften. „Die Hauptarbeit dabei fällt am Saisonbeginn an“, erzählt Kleiner. Dann stellen sie bei den Elternabenden die Arbeit und Angebote der Abteilung vor. „Wir beantworten auch Fragen zur Mannschaftsabteilung – und sind so eine Art Blitzableiter für die Trainer“, sagt er und schmunzelt. Denn so mancher halte sein Kind für einen zweiten Ronaldo – „da muss man gut begründen, warum das Kind nur in der zweiten Mannschaft spielt.“

Montags und donnerstags steht er selbst als Trainer der B-Jugendlichen auf dem Platz. Die Trainer C-Lizenz hat er schon vor Jahren gemacht. Als nächster Schritt also die B-Lizenz? „Das wäre schon schön, aber die Ausbildung kostet auch wieder Zeit“, hält sich Kleiner noch im Ungewissen.

Der 25-Jährige kommt aus einer fußballbegeisterten Familie. Der Bruder spielt selbst noch aktiv, der Vater war früher Trainer. Doch so engagiert wie Tobias war bisher keiner. „Ich denke, es ist nicht entscheidend, ob es die Eltern sind, die Ehrenamt vorleben“, sagt er. „Aber man braucht Vorbilder – das versuche ich auch für Jüngere zu sein.“ Schließlich müsse man klar machen, dass alle Spieler ihren Weg so nicht gegangen wären – hätte es die vielen Ehrenamtlichen nicht gegeben.

Nachhilfe vor dem Training

Während Kleiner als Schiedsrichter schon seit Jahren aktiv ist, kam er auf die Idee mit der Nachhilfe erst vor kurzem – weil immer wieder Eltern ihren Kindern aufgrund von schlechten Noten das Fußballspielen verwehrten. „Wir wollten hier einen Gegenpol schaffen, ein Angebot, das auf die Trainingszeiten abgestimmte Lernförderung anbietet“, sagt Kleiner, der vor seiner Erzieher-ausbildung vier Semester Lehramt studiert hat. Meist unterstützt er die Schüler bei Problemen in bestimmten Fächern. „Aber ich berate auch beim Schulwechsel oder gucke über Bewerbungen drüber“, erzählt er.

„Solche eine Schulbetreuung gibt es in den wenigsten Vereinen – das stach auch bei Tobias‘ Bewerbung heraus“, nennt Jörg Ballweg einen weiteren Grund für die Wahl Kleiners als Preisträger. Hinzu komme die Arbeit auf Verbandsebene. Als Klassenleiter der E-Jugend organisiert Kleiner, wann und wo welche Vereine gegeneinander antreten. „Und ich beantworte Fragen der Vereins-Jugendleiter“, sagt der Lampertheimer, der zusätzlich noch Referent für Schulfußball ist. „Einerseits berate ich Vereine, welche Kooperationsmöglichkeiten es mit Schulen gibt, etwa eine AG oder ein gemeinsames Turnier.“ Andererseits hat er es sich zum Ziel gesetzt, Lehrer bei einer Fortbildung darüber aufzuklären, wie Fußball gut in den Unterricht integriert werden kann.

So viele Ideen, so viel Engagement – das muss belohnt werden, findet Ballweg. Er hofft daher, dass Kleiner auch in den Club 100 des DFB aufgenommen wird: „Das sind die hundert engagiertesten Ehrenamtlichen aus ganz Deutschland, acht davon kommen aus Hessen.“ Ballweg sieht für Kleiner gute Chancen. Sollte er recht behalten, erwartet den Lampertheimer den Besuch eines Länderspiels – und eine persönliche Ehrung von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach.

(Quelle: Südhessen Morgen, 14.11.13, Isabell Boger; Vollständiger Artikel unter: http://www.morgenweb.de/region/sudhessen-morgen/lampertheim/zweitjob-auf-dem-fussballplatz-1.1283305)